Über Frühstücksgewohnheiten, Tempolimit auf Autobahnen, W-Lan an Schulen und Fridays for Future (FFF) – Politiker stehen Rede und Antwort.
Am letzten Tag vor den Osterferien war der Unterricht für die neunten bis zwölften Klassen der Schulen im Bildungszentrum Denzlingen einmal ganz anders. Der Jugendgemeinderat (JGR) Denzlingen hatte in Kooperation mit den SMV (Schülermitverantwortungen) aller Schulen des Bildungszentrums Landtagsabgeordnete eingeladen, die den Fragen der Schüler*innen Rede und Antwort standen. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung wurden im Gemeinschaftskundeunterricht Fragen erarbeitet, die dann während der zweistündigen Veranstaltung den Vertretern der Landtagsfraktionen Sabine Wölfle (SPD), Jürgen Keck (FDP), Alexander Schoch (Grüne) und Stephan Wintermeier (Referent der CDU-Landtagsabgeordneten Marion Gentges, die leider verhindert war) gestellt wurden. Der Vertreter der Landtagsfraktion der AfD hatte nach mehrmaliger Anfrage die Teilnahme schließlich abgesagt.
Zu Beginn der Veranstaltung nutzte der Jugendgemeinderat Denzlingen die Gelegenheit, um auf die anstehenden Jugendgemeinderatswahlen hinzuweisen, an der sich Schüler*innen ab 14 Jahren aktiv beteiligen können. Mitgestaltung könne nur gelingen, wenn Jugendliche wählen oder sich als Kandidat*in aufstellen ließen, so die Botschaft, die den gesamten Vormittag einrahmte.
Bürgermeister Markus Hollemann dankte als Schirmherr der Veranstaltung allen, die zur Durchführung des Projekts beigetragen hatten. Dann übernahmen Benedikt C. Falk (JGR-Sprecher und Schüler des Erasmus-Gymnasiums) und Leon Pieper (SMV des Erasmus-Gymnasiums) gekonnt die Moderation. Zwischen ernsten Themen verstanden sie es, die Stimmung immer wieder aufzulockern und das Treffen geeignet zu gliedern. Den Politikern wurden verschiedene Aufgaben gestellt, bei denen sie sich und die Partei, für die sie stehen, präsentieren mussten. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde sollten sie beispielsweise mit drei Worten die Werte und Ziele ihrer Partei beschreiben. Während Frau Wölfle die SPD als „sozial, gerecht und europäisch“, Herr Wintermeier die CDU als „werteorientiert, basisdemokratisch und als Volkspartei“ bezeichnete, beschrieb Herr Schoch Bündnis 90- Die Grünen als „ökologisch, basisdemokratisch und sozial“ und Herr Keck die FDP als „die demokratische Alternative, aus der Mitte heraus.“
Die Interessenschwerpunkte der Schüler*innen lagen auf dem beruflichen Werdegang der einzelnen Politiker, der Digitalisierung im Bereich Bildung und dem Klimaschutz (FFF). In ganz unterschiedlicher Weise, ob stehend, sitzend, im Raum positionierend, diskutierend oder einfach per Handzeichen nahmen sie Stellung zu den ganz unterschiedlichen Themen.
In Sachen Digitalisierung waren sie sich alle einig: Die Nutzung von Tablets im Unterricht und funktionierendes W-Lan wird die Zukunft sein, auch wenn sie unterschiedlicher Meinung darüber waren, in wessen Verantwortung die Versäumnisse der Vergangenheit liegen. Auch sprachen sie sich geschlossen und entschieden gegen die Urheberrechtsreform der EU (Artikel 17) aus.
Besonders interessant wurde es beim Thema „Fridays for Future“. Die Meinungen zum Schwänzen des Unterrichts gingen allerdings auseinander. So befürwortete Alexander Schoch den Einsatz der Jugendlichen mit der Begründung, dass Gewerkschaften auch während der Arbeitszeit protestierten, da die Engagierten sonst nicht die nötige mediale Aufmerksamkeit bekämen. Jürgen Keck sprach sich im Gegensatz dazu gegen das Schwänzen aus. Auch wenn die Initiative der Schüler*innen als richtig und wichtig erachtet werde, falle ohnehin bereits genug Unterricht aus.
In einer Abschlussrunde wurden den Vertretern der Fraktionen weitere Fragen buchstäblich aus dem Hut gezaubert, als Benedikt C. Falk einen Zylinder mit einer Sammlung thematisch unsortierter Fragen herumgehen ließ. So wurde zum Beispiel der Vertreter der Grünen nach seiner Meinung zur Legalisierung von Cannabis befragt. Seine Antwort wurde mit zustimmendem Applaus erwidert, als er ausführte, dass seine Partei für eine regulierte Legalisierung stehe, weil Cannabis auch zur Schmerztherapie im medizinischen Bereich genutzt werden könne.
Vor dem Schlusswort hatten die Politiker noch die Möglichkeit, ein hypothetisches Gesetz ohne oppositionelle Zustimmung zu erlassen. Die SPD wie auch die FDP legten ihren Schwerpunkt auf das baden-württembergische Schulgesetz, das konstant bleiben und nicht nach jeder Legislaturperiode wieder geändert werden solle. Die Grünen wollten gegen Rechtsradikalismus vorgehen. Stephan Wintermeier von der CDU brachte es mit seinen Worten aber auf den Punkt: Niemand solle jemals wieder die Macht haben, ein Gesetz ganz allein zu erlassen. Auch wenn alle Befragten ganz verschiedene Werdegänge hinter sich haben, verband sie doch eine Gemeinsamkeit. Alle engagierten sich bereits in ihrer Schulzeit als Klassen- bzw. Schülersprecher*in. Auch von ihnen kam der Appell an die Schüler*innen, sich zu engagieren, um Zukunft mitgestalten zu können.
Die Organisator/innen bedanken sich bei allen, die diesen Vormittag möglich gemacht haben. Allen voran Frank Adler von der Jugendpflege Denzlingen, der die Schüler/innen in allen Prozessen der Organisation begleitet hat, allen Schulleiter/innen und allen beteiligten Gemeinschaftskunde- und Verbindungslehrer/innen des Bildungszentrums.
Insgesamt war es für alle Schüler/innen eine bereichernde Erfahrung. und auch die Organisator/innen waren sehr zufrieden. So auch Benedikt C. Falk, der resümierend anmerkte: „Alles hat Hand in Hand funktioniert[…] Ich finde es gut, dass unsere Schülerinnen und Schüler so offen für Politik sind, und ich glaube, das ist eine gute Voraussetzung für die bevorstehenden Wahlen.“
Johanna Schramm
Presse AG des Erasmus-Gymnasiums Denzlingen