Denzlingen (ght) – Mehr nüchtern und zielorientiert als in stimmungsvoller Feierlaune präsentierten sich kürzlich im Lothar-Fischer-Saal des „Kultur und Bürgerhauses“ Denzlingen die überwiegend älteren Mitglieder der „Denzlinger BürgerEnergiegenossenschaft“. Hatten sie indes doch allen Grund zu feiern, besteht doch die umweltorientierte Genossenschaft bereits im 11 Jahr! Zwar wollte man schon im vergangenen Jahr die 10 Jahre feierlich angehen, doch die Coronapandemie machte dem Ansinnen einen Strich durch die Rechnung. Marina Leibfried von der Freiburger Institution „Leibfried Prozessbegleitung“ begrüßte die Mitglieder der Genossenschaft sowie deren Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder und moderierte im weiteren Verlauf die Veranstaltung.

Eine umweltfreundliche Erfolgsgeschichte

Zwar knallte zu Beginn der Veranstaltung ein Sektkorken, fortan ging es aber sachlich mit einem Blick in die Vergangenheit und Aussichten in die Zukunft weiter. Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Markus Hollemann begrüßte sichtlich erfreut die Gäste und dankte dafür, dass er in all den Jahren an der Spitze des Aufsichtsrates stehen durfte. Vorstandsmitglied Markus Nübling ließ die vergangenen Jahre Revue passieren, beginnend mit der Erinnerung an die Gründungsversammlung am 10. Mai 2011. In den Folgejahren dominierten zahlreiche Projekte insbesondere im Rahmen der Photovoltaik und der Windkraft die Genossenschaft. Hinzu kamen zahlreiche Mitbeteiligungen an Projekten dieser Art in der Region, aber auch in weiteren Bundesländern und darüber hinaus. Ist zwar insgesamt gesehen das genossenschaftliche Engagement zur Erzeugung umweltfreundlicher Energie eine Erfolgsgeschichte, mussten auch Rückschläge hingenommen werden. So verhinderten unter anderem die komplizierten Zulassungsszenarien als auch der hohe Verwaltungsaufwand die Installation von Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Wohnungseigentümergemeinschaften. Aber auch der visionäre Vorschlag, wie die Photovoltaiküberdachung der Bundesstraße nach Waldkirch, musste wegen zu hoher behördlicher Auflagen fallen gelassen werden. Als Alternative steht die Installation der Anlagen an den Randbereichen der Straßen. Hier prüft das Verkehrsministerium noch eine solche Möglichkeit. Aus Reihen des Publikums wurde zudem die positive Dividendenausschüttung gelobt und Marina Leibfried ergänzte: „Das, was Sie hier aufgebaut haben, das kann sich sehen lassen!“

Klimaneutralität bis 2035 angestrebt

Bürgermeister Markus Hollemann machte deutlich: „Der Gemeinderat hat beschlossen, das Denzlingen bis 2035 klimaneutral sein soll!“ Hierzu soll vor allem die Energie vor Ort erzeugt werden. „Windkraft und Wasserkraft haben wir wenig, aber die Sonnenkraft, die bleibt!“ betonte Hollemann. Und so stellte sich der Bürgermeister unter anderem die über landwirtschaftlichen Feldern aufgestellten Photovoltaikanlagen ebenso vor, wie auf den Dächern befindliche Photovoltaikanlagen, die wiederum Wärmepumpen antreiben. Zudem kann sich Hollemann ein Nahwärmenetz sowie ein gemeindeeigenes Stromnetz vorstellen, gespeist aus ortseigenen Solaranlagen. Aktuell werden Ergebnisse einer eigens durchgeführten Potentialstudie umgesetzt. Insbesondere gehören hierzu die klimaneutrale Energieversorgung des Schulcampus sowie der Bereich „Brückleacker“ mit dem „Kultur und Bürgerhaus“. Aber auch das Neubaugebiet „Unter`m Heidach“ soll dem klimaneutralen Standard entsprechen. Um all diese Visionen fachgerecht bedienen zu können, steht die Möglichkeit der Gründung einer „Projektgesellschaft“ unter Beteiligung der Energiegenossenschaft in Aussicht. Markus Nübling ergänzte, große Energiespeicher zu schaffen und für ein Wärmenetz selbst Wasserstoff zu erzeugen.

Klimaschutzmaßnahmen werden erarbeitet

Im Zusammenhang mit den vorgesehenen Klimaschutzmaßnahmen der Gemeinde bildete sich am 9. Juli des vergangenen Jahres der „Klimaschutzbeirat“. Dessen Mitglied Björn Haake informierte unter anderem darüber, dass sich der Beirat mit den fünf Bereichen „Mobilität“, „Energie“, „Ortsentwicklung“, „Bildung“ sowie „Nachhaltiger Lebensstil“ befasse. So erarbeiteten die Mitglieder des Beirates 50 Maßnahmenvorschläge, die sie den Gemeinderäten zur Erarbeitung eines Klimaschutzkonzeptes unterbreiteten. Zudem sind Mobilitätsaktivitätstage, ein Gemeinschaftsgarten sowie Kooperationen mit Kindergärten, Schulen und Erwachsenenbildungsstätten zur Vermittlung umweltschutzrelevanter Themen und ein „Repair Café“ zur Wiederinstandsetzung defekter Geräte vorgesehen. Die Mitglieder des „Klimaschutzbeirates“ treffen sich jeden zweiten Samstagnachmittag  im Monat im „Quartierstreff Sommerhof“.

Potentiale der Zukunft erarbeitet

In mehreren Diskussionsrunden machten die Mitglieder die Zukunftsanforderungen an die „Denzlinger BürgerEnergiegenossenschaft“ deutlich. Unter anderem soll es bei der regionalen Energieerzeugung bleiben, mehr Photovoltaikflächen geschaffen werden, für die Solartechnik ein Beratungsservice angeboten sowie öffentliche Gebäude besser mit dieser Technik ausgestattet werden. Für die Genossenschaft selbst waren sich zahlreiche Mitglieder einig: „Wir müssen die Genossenschaft verjüngen und den Aufnahmestopp aufheben!“ Aber auch die Fragen nach hauptamtlichen Mitarbeitern sowie Energieberatern wurden artikuliert. Markus Hollemann schloss die Versammlung mit den frohgestimmten Worten: „Ich bin überzeugt davon, dass wir in Denzlingen noch Einiges bewegen werden!“

Text: Horst Garbe

Fotos: Horst Garbe, Bernd Läuger und Markus Hollemann

Links:

https://www.buergerenergie-denzlingen.de/

www.leibfried-prozessbegleitung.de

www.generationen-dialog-zukunft.de